Deutschland hat gewählt.
Das Ergebnis zeigt: Angst regiert. Es geht nicht mehr nur um Unzufriedenheit über unpassende Löhne, Renten und Sozialleistungen.
Es geht um Atomwaffen und Glaubenskrieg. Die Menschen fürchten sich, weil Russland mit Zerstörung droht. Sie glauben, dass man sich besser auf die Seite des Mächtigen stellen sollte. Was nützt Demokratie, wenn der Diktator nebenan die Muskeln spielen lässt? Der stumme Schrei der Wahlergebnisse ist: Gebt uns einen starken Führer! Einen, der uns beschützt. Einen, der die Gefahr aus dem Land wirft.
Die Gefahr ist ein festes Glaubenssystem, dessen Angehörige zusammenhalten. Werte, für die Menschen einstehen ohne mit der Wimper zu zucken. Werte, die in Deutschland als intolerant gelten. Seit einigen Jahren will Deutschland individualistisch sein. Jeder soll leben dürfen, wie er es gern möchte. Frei und undiszipliniert. Doch langsam wird spürbar: achtzig Millionen Einzelne bewirken weniger als fünf Komma sechs Millionen Vereinte. Das macht Angst, zumal aus fernen Ländern Bilder schwappen, die uns Unterdrückung und Ungleichbehandlung ins Gesicht schreien. Keiner will das - aber es droht, uns zu überrollen. Weil individualistische Offenheit dem nichts entgegenzusetzen hat.
Deutschland wählt die Führer, die sich um Freundschaft mit dem bedrohlichen Mächtigen bemühen. Es wählt die Werte, die scheinbar einen und dem fremden Glaubenssystem die Stirn bieten.
Die Sehnsucht nach einem starken Anführer, der Millionen von Bedürfnissen hört und eint, ist so verständlich. Die Sehnsucht nach Schutz und Freiheit der Herde, statt des Einzelnen. Der Wunsch nach einem Wertesystem, das Orientierung gibt. Das Bedürfnis, Einheit zu empfinden.
Wir haben uns nach Offenheit und Freiheit ausgestreckt, die Hände weit geöffnet, und dabei unsere eigenen Werte verloren.
Wir haben Gott aus dem Land entlassen und fürchten uns jetzt vor dem fremden Gott, der den leeren Raum einnimmt. Verzweifelt suchen wir nach jemandem, der uns klar und leicht verständlich sagt, wo Sicherheit, Frieden und Wohlstand zu finden sind. Danken jedem, der uns einen plausiblen Sündenbock liefert, auf den wir unsere Wut richten können.
Führt dieser Weg heraus aus der Angst? Ich fürchte, er führt nur in eine andere Bedrängnis. Es wäre nicht das erste Mal. Doch jetzt liegt es an uns, eine neue Alternative für Deutschland zu finden. Eine, die von Liebe regiert wird, statt Hass zu schüren. Haben wir als Einzelne eine Chance, das Ruder herumzureißen?
Nur, wenn wir wissen, wohin wir selbst wollen und wem wir folgen.
Der Einzige, dem ich zutraue, alles zum Guten zu wenden, ist Gott. Ich glaube, er ist immer noch da und wartet darauf, von uns wieder eingeladen zu werden. Er bietet Frieden statt Angst und lehrt uns Freiheit ohne zersplitternden Individualismus.
Ich wähle den Glauben an den Gott, der die Liebe ist.
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