Direkt zum Hauptbereich

Ausgebrannt

 


Was für ein Sch....jahr!

Die Arbeit ist extrem anstrengend, die Chefs verlangen viel zu viel. Sie fordern Leistung, die über die Grenzen geht. Du willigst trotzdem ein und gibst alles. Als das Projekt erfolgreich ist, bist du stolz. Du hast etwas erreicht, was nicht einmal deine Vorgesetzten in zehn Jahren geschafft haben. Klar, dass du dir etwas darauf einbildest. Man darf ja wohl erwarten, dass die eigene Leistung wertgeschätzt wird. Aber was ist der Dank?

Die Chefin wird unausstehlich. Statt Dankbarkeit überschüttet sie dich mit neuen Aufgaben, hat an allem etwas zu meckern und betreibt Mobbing auf höchstem Niveau. Der Chef tut nichts dagegen. Im Gegenteil, er zieht sich aus der Affäre, indem er zur Chefin sagt: "Das ist deine Angestellte, behandle sie so, wie du es für richtig hältst."

Obwohl die Arbeitsstelle tatsächlich beinahe ein Zuhause geworden ist, hältst du es nicht mehr aus. Du kündigst nicht, sondern läufst einfach weg. Nichts wie weg hier, egal wohin.

Irgendwann sitzt du, völlig erschöpft, am Wegrand, und weißt nicht weiter. Alles ist schiefgegangen. Du weißt nicht mehr, wer du überhaupt bist. Keiner wird dich vermissen, wenn du jetzt draufgehst. Du hast keine Perspektive, denn wer würde dich jetzt noch einstellen? Außerdem: wenn deine bisherige Leistung nicht geschätzt wurde, was bist du dann überhaupt wert?

Ach, Hagar. So wie dir geht es vielen von uns. Vielleicht nicht in dieser ganzen Dramatik*, aber doch ähnlich. Wir geben unser Bestes, um unseren Wert zu steigern, Leistung zu bringen, angesehen zu sein. Trotzdem landen wir manchmal in der Wüste, so wie du.

Dort sitzen wir dann. Erschöpft und im wahrsten Sinne des Wortes ausgebrannt. Hadern mit unserem Schicksal. Stöhnen darüber, wie ungerecht das Leben ist, und wie absolut unfair wir behandelt werden. Stimmt doch!

Was würde passieren, wenn auf einmal ein Engel auftaucht, und uns etwas zu sagen hat? So wie damals, als Hagar an der Quelle auf dem Weg nach Schur liegengeblieben war. Der Engel hatte nicht wirklich eine "Alles wird leicht"-Botschaft, nicht mal "Alles wird gut". Eher eine "Dein Ernst?"-Nachricht, nämlich: 

Geh zurück in die Umstände aus denen du kommst. Ordne dich deiner Chefin wieder unter. Du kannst es, weil Gott dich sieht. Gott hat große Pläne für das, was du beigetragen hast. Er schätzt deinen Gehorsam und deine Leistung. Es wird noch mehr Probleme geben, aber du wirst auch viel Gutes erleben.

Du bist angesehen von Gott.

Die Geschichte von Hagar, Abram und Sarai und ihrem leider nicht ganz so grandiosen Plan, Gottes Versprechen auf die Sprünge zu helfen, beinhaltet die Jahreslosung für 2023.

"Du bist ein Gott, der mich sieht**" - und zwar mitten in der Wüste.

Wenn deine Leistung nicht anerkannt wird. Wenn deine Chefs oder deine Familie dich ausnutzen. Wenn keiner versteht, was in dir vorgeht. Wenn die Umstände einfach unerträglich sind und du einfach nur weglaufen musst.

Gott sieht dich.

Wenn deine Probleme dich in die "Wüste" treiben und du nicht mehr anders kannst, als dazusitzen und zu grübeln, dann ist das ein guter Ort, um das zu finden, was du in all dem Schweren verloren hast: dich selbst.

Die Wüste zwingt dich, innezuhalten und all die Fragen über dich hereinbrechen zu lassen.

Die Wüste ist der Ort, an dem die Begegnung mit einem Engel möglich wird - wie auch immer das für dich aussieht. 

Bist du bereit, dich von Gott sehen zu lassen?

*Die ganze Geschichte findest du in der Bibel, 1.Mose 16,1-16

**El-Roi, 1.Mose 16,13


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Angst regiert

Deutschland hat gewählt. Das Ergebnis zeigt: Angst regiert. Es geht nicht mehr nur um Unzufriedenheit über unpassende Löhne, Renten und Sozialleistungen. Es geht um Atomwaffen und Glaubenskrieg. Die Menschen fürchten sich, weil Russland mit Zerstörung droht. Sie glauben, dass man sich besser auf die Seite des Mächtigen stellen sollte. Was nützt Demokratie, wenn der Diktator nebenan die Muskeln spielen lässt? Der stumme Schrei der Wahlergebnisse ist: Gebt uns einen starken Führer! Einen, der uns beschützt. Einen, der die Gefahr aus dem Land wirft. Die Gefahr ist ein festes Glaubenssystem, dessen Angehörige zusammenhalten. Werte, für die Menschen einstehen ohne mit der Wimper zu zucken. Werte, die in Deutschland als intolerant gelten. Seit einigen Jahren will Deutschland individualistisch sein. Jeder soll leben dürfen, wie er es gern möchte. Frei und undiszipliniert. Doch langsam wird spürbar:  achtzig Millionen Einzelne bewirken weniger als fünf Komma sechs Millionen Vereinte. Das m...

(5) Gottesdienst und Bundestag

"Endlich Sonntag, danke, Gott..." Diese Liedzeile der O'Bros höre ich, als Mutter eines eingefleischten O'Bros-Fans über Gebühr häufig, und meist kann ich sie schmunzelnd mittragen. Heute allerdings war ich nicht ganz so optimistisch, was die Sonntagsgefühle betraf. Es begann damit, dass 2/6 der Kinder heimwehgeplagt in Tränen zerflossen, als Matthias um 10.30 Uhr den Livestream des Gottesdienstes von Korps Berlin-Südwest auf dem Laptop laufen ließ. Heute sollte unser erster Gottesdienst außerhalb der Gemeinde stattfinden, mit der wir die vergangenen sechs Jahre so vertraut waren. "Ich werde die Gemeinde so vermissen", stellte der Fünfzehnjährige wehmütig fest (er gehörte nicht zu der 2/6 Weineinheit). "Ich habe mich dort immer so richtig geborgen gefühlt. Wie eine Erweiterung der Familie war das eben." Wie wird das jetzt weitergehen? In Berlin trafen sich (vor Corona) zwischen sechzig und achtzig Personen an jedem Sonntag in unserem Saal um...