Was macht eigentlich ein Heilsarmee-Offizier, wenn eine Pandemie ausbricht?
Zunächst bemerkt er, dass sein Job nicht "systemrelevant" ist.
Nichtsdestotrotz legt er aber nicht die Hände in den Schoß und wartet, dass die Plage vorüberzieht.
Schließlich dient er nicht "dem System", sondern Gott und den Menschen - und die bleiben in jeder Krise relevant.
Konkret bedeutet Covid19 für unsere Arbeit in Korps Berlin-Südwest: eine der schönsten Veranstaltungen des Jahres, der Ostergarten, musste abgesagt werden.
Im ersten Moment sah es so aus, als lägen nun drei plötzlich leer gefegte Wochen vor uns, in denen wir uns Stille und Gebet widmen können (was, wohlbemerkt, ein großer Traum von uns ist, weil es wahrscheinlich sehr viel Gutes bewirken würde).
Aber dann zeichneten sich ganz andere Dinge ab.
1.) Homeschooling. Wir haben fünf schulpflichtige Kinder von Klasse 10 bis Klasse 2, dazu noch ein Kitakind. Ich habe viele Jahre immer ein Baby oder Kleinkind bei der Arbeit dabei gehabt - oft ließ es sich gut vereinen. Auch jetzt ist es toll, dass unsere Kinder in vielen Bereichen der Arbeit dabei sind und manche Tür vielleicht sogar erst geöffnet haben.
Aber wenn alle Kinder gleichzeitig zuhause sind und dazu noch Schulafgaben abarbeiten müssen (mehr als eine Stunde Hausaufgaben am Tag!), dann wird das schwierig mit dem "nebenbei" arbeiten. Gut, dafür fallen auch alle üblichen Veranstaltungen aus, die wir sonst hätten leiten dürfen.
Trotzdem wird jeder von euch, der in den vergangenen Wochen versucht hat, effektiv im "Homeoffice" zu arbeiten, während zuhause die Kinder betreut werden sollen, verstehen: zumindest einer von uns beiden Heilsarmeeoffizieren schafft momentan einfach so gut wie nichts "nebenbei".
2.) Online arbeiten! Hier hatten wir schon ein bisschen Vorsprung, denn unsere Predigten werden seit Langem immer sonntags live ins Netz übertragen. Aber einen kompletten Gottesdienst mit Musik und Co. so zu übertragen, dass es einen "echten" Gottesdienst ersetzen kann ist eine ganz andere Hausnummer. Es erfordert extrem viel mehr Arbeit - vor allem in der technischen Umsetzung. Dafür ist einer von uns wie geschaffen. Schließlich hat Matthias Medieninformatik studiert. Zeitaufwändig bleibt es trotzdem.
Wir sind in diesem Punkt begeistert von unserem Lobpreisteam und der Kapelle, die für uns im Vorfeld Musik aufnehmen. Außerdem zeigt sich hier, dass es doch gut ist, viele Kinder zu haben: drei unserer sechs Sprösslinge stellen das Technikteam, das nötig ist, um eine Komplexe Live-Übertragung zu bewerkstelligen. Die Möglichkeit, sich telefonisch zum Gottesdienst zuzuschalten, betreut ein Mitglied unserer Gemeinde von zuhause aus.
Auch ein "Bibelgespräch" findet statt - über Internet und Telefon kann man dabei sein. Online dafür zu sorgen, dass für geistliche Impulse gesorgt ist - das machen Heilsarmee-Offiziere in der Corona-Zeit.
Natürlich besteht auch immer die Möglichkeit, uns anzurufen, um Seelsorge zu bekommen, einfach mit jemandem zu reden oder um praktische Hilfe zu bitten.
Was mich an diesem Punkt so richtig glücklich macht ist, zu hören, dass das "soziale Netz" unserer Gemeinde eng gewebt ist, und die Leute untereinander telefonisch Kontakt halten.
3.) Der dritte Punkt, der dafür sorgt, dass Heilsarmee-Offiziere während einer Pandemie nicht an Langeweile sterben, ist die Arbeit mit Obdachlosen. Hier gibt es jede Menge engagierte Mitarbeiter, die unter der Leitung unseres Eiwa-Teams bei den Menschen auf der Straße sind.
Die Zahl der Einsätze unserer mobilen Suppenküche pro Woche hat sich mehr als verdoppelt. Zum Glück finden sich auch immer wieder tolle Freiwillige, die Gemüse schnippeln, kochen und bei den Einsätzen dabei sind.
In den vergangenen Wochen habe ich auch für ein paar Tage im Krankenhaus gearbeitet und eine Covid19-Notfallschulung absolviert.
Zum Glück sieht es im Moment so aus, als würde Deutschland gut mit dem Virus zurecht kommen. Ich bin froh darüber und hoffe, dass es auch in den kommenden Monaten nicht zu einem so flutähnlichen Anstieg der Erkrankungen kommen wird, wie es in anderen Ländern der Fall war. Bin dankbar, dass viele Menschen sich mit den neuen Regeln arrangieren. Dankbar auch für ein Gesundheitssystem, das gut vorbereitet ist und jedem zur Verfügung steht.
Für den Notfall habe ich mich aber als "Krankenschwester auf Abruf" registrieren lassen. Auch das machen Heilsarmee-Offiziere im Fall einer Pandemie :).
In anderen Städten tun Heilsarmee-Offiziere, was vor Ort nötig ist. Viele unserer Kollegen haben ihre Lebensmittelversorgung für Bedürftige den aktuellen Vorschriften angepasst. Sie lassen sich alle möglichen Dinge einfallen, um weiter für die Menschen zu sorgen, die es besonders schwer im Leben haben.
Was alles noch kommt, das wird sich zeigen.
Unsere Gebete gelten Familien und Kindern, die durch die Isolation leiden. Menschen, die schon unter "normalen Umständen" unter psychischen Problemen leiden oder eine Suchtthematik mit sich herum schleppen.
Menschen, die Angst um ihre wirtschaftliche Existenz haben müssen.
Menschen, die gerade jetzt merken, dass sie allein sind.
Wir hoffen von Herzen, dass Gott uns zeigt, für wen wir auf welche Weise "relevant" sind - wer Unterstützung braucht, ein offenes Ohr, Beistand, Gebet.
Als Heilsarmee-Offiziere sind wir nicht "systemrelevant" - aber wir spüren gerade in Zeiten wie diesen, wie äußerst relevant Jesus Christus für diese Welt ist.
Und wir beten, dass der Gott, der versprochen hat, bis ans Ende der Weltzeit bei uns zu sein (Matthäus 28,20), dein Herz in Zeiten von Corona mit seiner Liebe und Hoffnung tief berührt.
Gott segne dich!
Zunächst bemerkt er, dass sein Job nicht "systemrelevant" ist.
Nichtsdestotrotz legt er aber nicht die Hände in den Schoß und wartet, dass die Plage vorüberzieht.
Schließlich dient er nicht "dem System", sondern Gott und den Menschen - und die bleiben in jeder Krise relevant.
Konkret bedeutet Covid19 für unsere Arbeit in Korps Berlin-Südwest: eine der schönsten Veranstaltungen des Jahres, der Ostergarten, musste abgesagt werden.
Im ersten Moment sah es so aus, als lägen nun drei plötzlich leer gefegte Wochen vor uns, in denen wir uns Stille und Gebet widmen können (was, wohlbemerkt, ein großer Traum von uns ist, weil es wahrscheinlich sehr viel Gutes bewirken würde).
Aber dann zeichneten sich ganz andere Dinge ab.
1.) Homeschooling. Wir haben fünf schulpflichtige Kinder von Klasse 10 bis Klasse 2, dazu noch ein Kitakind. Ich habe viele Jahre immer ein Baby oder Kleinkind bei der Arbeit dabei gehabt - oft ließ es sich gut vereinen. Auch jetzt ist es toll, dass unsere Kinder in vielen Bereichen der Arbeit dabei sind und manche Tür vielleicht sogar erst geöffnet haben.
Aber wenn alle Kinder gleichzeitig zuhause sind und dazu noch Schulafgaben abarbeiten müssen (mehr als eine Stunde Hausaufgaben am Tag!), dann wird das schwierig mit dem "nebenbei" arbeiten. Gut, dafür fallen auch alle üblichen Veranstaltungen aus, die wir sonst hätten leiten dürfen.
Trotzdem wird jeder von euch, der in den vergangenen Wochen versucht hat, effektiv im "Homeoffice" zu arbeiten, während zuhause die Kinder betreut werden sollen, verstehen: zumindest einer von uns beiden Heilsarmeeoffizieren schafft momentan einfach so gut wie nichts "nebenbei".
2.) Online arbeiten! Hier hatten wir schon ein bisschen Vorsprung, denn unsere Predigten werden seit Langem immer sonntags live ins Netz übertragen. Aber einen kompletten Gottesdienst mit Musik und Co. so zu übertragen, dass es einen "echten" Gottesdienst ersetzen kann ist eine ganz andere Hausnummer. Es erfordert extrem viel mehr Arbeit - vor allem in der technischen Umsetzung. Dafür ist einer von uns wie geschaffen. Schließlich hat Matthias Medieninformatik studiert. Zeitaufwändig bleibt es trotzdem.
Wir sind in diesem Punkt begeistert von unserem Lobpreisteam und der Kapelle, die für uns im Vorfeld Musik aufnehmen. Außerdem zeigt sich hier, dass es doch gut ist, viele Kinder zu haben: drei unserer sechs Sprösslinge stellen das Technikteam, das nötig ist, um eine Komplexe Live-Übertragung zu bewerkstelligen. Die Möglichkeit, sich telefonisch zum Gottesdienst zuzuschalten, betreut ein Mitglied unserer Gemeinde von zuhause aus.
Auch ein "Bibelgespräch" findet statt - über Internet und Telefon kann man dabei sein. Online dafür zu sorgen, dass für geistliche Impulse gesorgt ist - das machen Heilsarmee-Offiziere in der Corona-Zeit.
Natürlich besteht auch immer die Möglichkeit, uns anzurufen, um Seelsorge zu bekommen, einfach mit jemandem zu reden oder um praktische Hilfe zu bitten.
Was mich an diesem Punkt so richtig glücklich macht ist, zu hören, dass das "soziale Netz" unserer Gemeinde eng gewebt ist, und die Leute untereinander telefonisch Kontakt halten.
3.) Der dritte Punkt, der dafür sorgt, dass Heilsarmee-Offiziere während einer Pandemie nicht an Langeweile sterben, ist die Arbeit mit Obdachlosen. Hier gibt es jede Menge engagierte Mitarbeiter, die unter der Leitung unseres Eiwa-Teams bei den Menschen auf der Straße sind.
Die Zahl der Einsätze unserer mobilen Suppenküche pro Woche hat sich mehr als verdoppelt. Zum Glück finden sich auch immer wieder tolle Freiwillige, die Gemüse schnippeln, kochen und bei den Einsätzen dabei sind.
In den vergangenen Wochen habe ich auch für ein paar Tage im Krankenhaus gearbeitet und eine Covid19-Notfallschulung absolviert.
Zum Glück sieht es im Moment so aus, als würde Deutschland gut mit dem Virus zurecht kommen. Ich bin froh darüber und hoffe, dass es auch in den kommenden Monaten nicht zu einem so flutähnlichen Anstieg der Erkrankungen kommen wird, wie es in anderen Ländern der Fall war. Bin dankbar, dass viele Menschen sich mit den neuen Regeln arrangieren. Dankbar auch für ein Gesundheitssystem, das gut vorbereitet ist und jedem zur Verfügung steht.
Für den Notfall habe ich mich aber als "Krankenschwester auf Abruf" registrieren lassen. Auch das machen Heilsarmee-Offiziere im Fall einer Pandemie :).
In anderen Städten tun Heilsarmee-Offiziere, was vor Ort nötig ist. Viele unserer Kollegen haben ihre Lebensmittelversorgung für Bedürftige den aktuellen Vorschriften angepasst. Sie lassen sich alle möglichen Dinge einfallen, um weiter für die Menschen zu sorgen, die es besonders schwer im Leben haben.
Was alles noch kommt, das wird sich zeigen.
Unsere Gebete gelten Familien und Kindern, die durch die Isolation leiden. Menschen, die schon unter "normalen Umständen" unter psychischen Problemen leiden oder eine Suchtthematik mit sich herum schleppen.
Menschen, die Angst um ihre wirtschaftliche Existenz haben müssen.
Menschen, die gerade jetzt merken, dass sie allein sind.
Wir hoffen von Herzen, dass Gott uns zeigt, für wen wir auf welche Weise "relevant" sind - wer Unterstützung braucht, ein offenes Ohr, Beistand, Gebet.
Als Heilsarmee-Offiziere sind wir nicht "systemrelevant" - aber wir spüren gerade in Zeiten wie diesen, wie äußerst relevant Jesus Christus für diese Welt ist.
Und wir beten, dass der Gott, der versprochen hat, bis ans Ende der Weltzeit bei uns zu sein (Matthäus 28,20), dein Herz in Zeiten von Corona mit seiner Liebe und Hoffnung tief berührt.
Gott segne dich!
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